Das leere Blatt

Man möchte etwas schreiben und sitzt vor dem leeren Blatt Papier und die ganzen Ideen, welche sich über die Tage aufgebaut haben, sind weg. Wohin? Keine Ahnung, wahrscheinlich im Limbo meiner Gedanken verschwunden und gemeinsam mit anderen Ideen in einem Strudel des Vergessenes untergegangen.

Wir kennen wohl alle diese Leere, wenn wir vor einer Klausur, einem Referat oder einem anderen Text für den Unterricht oder für die Arbeit hocken und uns darauf konzentrieren, dass wir genau das jetzt tun müssen. Was macht man in so einer Situation? Prokrastination, dann sieht der Abwasch so viel ansprechender aus.

Abwasch erledigt.

Was nun?

Mensch, die Fenster müssten mal wieder geputzt werden.

Fenster geputzt.

Was nun?

Alles abstauben.

Gedacht, getan.

Was nun?

Ein Blick auf den Bildschirm deines Computers und dort blinkt der Strich am Anfang des Dokuments weiter auf. Fordernd, flehend, bettelnd, als würde er sagen, dass er von dieser Stelle erlöst werden möchte, befreit von dem Stillstand.

Und dann schreibt man, der Strich rennt nur so über die Seite und dann liest man sich das durch, was man geschrieben hat, und der Strich springt wieder zum Anfang des Textes und reißt alle Buchstaben mit, verdrängt sie wieder hinter sich.

Essen kochen, Essen essen.

Und wieder vor dem Dokument. Der flehende Strich und dann beginnt es. Es durchfährt einen wie ein Blitz und dann schreibt man, immer weiter, immer schneller. Dann hat man 264 Wörter und ist stolz auf sich selbst, weil man es geschafft hat, endlich etwas zu schreiben, was man auch anderen vorsetzen kann, ohne sich in Grund und Boden zu schämen.