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Wir Kollegiat*innen: Roman (Teil 3 von 7)

Roman – vom bosnischen Profifußball zum Berlin-Kolleg

Lange Haare und ein herzliches Auftreten, so kennt man Roman … am Berlin Kolleg.
„Die Zeit, die man im Leben zur Verfügung hat, sollte man so qualitativ hochwertig wie möglich nutzen.“ Das ist die Lebensphilosophie von Roman. Er ist 29 und nutzt für sich die Zeit am besten, indem er sein Abitur auf dem Zweiten Bildungsweg am Berlin Kolleg macht. Er macht das Abitur dabei vor allem deshalb, weil er es als Bereicherung für sein Leben sieht und nicht, um damit einen höheren Abschluss oder besseren finanziellen Möglichkeiten entgegenzustreben. Damit ist Roman eher untypisch, denn das Streben nach besseren Möglichkeiten durch einen höheren Bildungsstandard ist laut der Studie der Hans-Böckler-Stiftung „Bildungsverläufe an Abendgymnasien und Kollegs (Zweiter Bildungsweg)“ einer der Hauptgründe für das Nachholen des Abiturs.

Roman (29), gebürtiger Kieler, Schüler am Berlin Kolleg, auf dem Weg zum Abitur

Roman verbringt seine Kindheit sowohl in Kiel als auch in Berlin und im Herkunftsland seines Vaters, Bosnien-Herzegowien. Als Kind lebt er dort mit seiner Mutter, seinen zwei älteren Schwestern und seinem älteren Bruder für vier Jahre, während sein Vater in Deutschland ist, um Geld für die Familie zu verdienen. Der Aufenthalt ist nicht immer leicht, da während dieser Zeit der Bosnienkrieg (1992- 1995) im Rahmen der Jugoslawien-Kriege wütet. Es gibt immer wieder mal nachfolgende Unruhen und Bombenalarme, an dessen Geräusch und die folgende Sorge seiner Mutter sich Roman noch gut erinnern kann. Zum Glück bleibt ihm Schlimmeres erspart und auch nachfolgend belastet ihn die Zeit nicht. Alles sei von der Schönheit der Natur und der Ruhe, die ihn damals umgibt, überwogen worden.

Roman als kleiner Bub

Romans Lebensweg ist von verschiedenen Ausbildungen und Arbeitsplätzen geprägt, die ihm jedoch nicht die Zufriedenheit bringen, die er sich erhofft. Zu Ende gebracht hat er deswegen keine, denn es ist nie das, was er eigentlich machen will und wer er eigentlich sein will. Als junger Mann hat er zwischenzeitlich auch versucht, den Traum seines Vaters zu erfüllen und Fußballer in Bosnien zu werden. Doch schnell erkennt er, dass dies nicht sein eigener Traum ist und er versucht in der Folge, seinen eigenen Weg zu finden.

Familiäre Revolte

Nun, am Berlin Kolleg, fühlt er sich pudelwohl und ist, wie er sagt, auf dem richtigen Weg. Früher mochte Roman die Schule rein gar nicht, demzufolge waren seine Noten ihm egal und eher schlecht. Gerade so bekommt Roman, mit Wiederholung der 9. und 10. Klasse, den Hauptschulabschluss. Er sei nie mit dem Kopf da gewesen und weiß nicht, was er wirklich will. Eine Zeit lang denkt er, dass er selbst aus eigenen Antrieb Fußballer werden will, und lange Zeit dachte er, dass er über sein Geld und seine Arbeit definiert werden würde.
Das harte Pflaster des Profisports führt ihn dann noch einmal zurück nach Bosnien, wo er die Chance auf einen Teamplatz in der 1. Liga hat. Dort verändert sich im Lauf der Zeit seine Einstellung zum Leben. Viel hat er dabei seinem Onkel, bei dem er in dieser Zeit wohnt, zu verdanken. Dieser verändert mit seiner herzensguten und lebensfrohen Art Romans Wahrnehmung von sich selbst und dem Leben im Allgemeinen.

Zusammen mit seinem Onkel widersetzt er sich seinem Vater und dem Plan, dessen Träume im Profifußball auszuleben. Also beginnt Roman, völlig auf sich allein gestellt, in Berlin den Weg einzuschlagen, der ihn schließlich bis zum Berlin-Kolleg führen wird.

Mit seinem Bruder verbringt er in Berlin viel Zeit und entdeckt seine Liebe zur Psychologie und Musik. In der Band spielen und das gemeinsame Jammen sind für ihn mit die schönsten Momente. Musik spielt für ihn eine zentrale Rolle des inneren Ausdrucks und erzeugt eine Energie, die alle durchfließt und verbindet. Wenn man Roman beim Gitarre spielen beobachtet, kann man diese Leidenschaft fürs Spielen nicht nur beobachten, sondern auch spüren und fühlen.

Durch diese neu entflammten Leidenschaften wird er schließlich auf das Berlin Kolleg aufmerksam und fasst den Plan, hier das Abitur zu machen, um danach ein Studium für Psychologie oder ähnlichem an der FU in Berlin anzufangen.

Angekommen am Berlin Kolleg

Roman ist überall mit Leidenschaft dabei. Das wird jedem schnell klar, der mit ihm am Kolleg zu tun hat. Ein junger Mann, der Lebensfreude ausstrahlt und für jeden ein offenes Ohr hat. Man spürt förmlich, wie glücklich er über die Möglichkeit ist, am Berlin-Kolleg zu sein.

.„Ich hatte nie so gute Noten wie hier am Berlin-Kolleg.“

Roman, Kollegiat am Berlin kolleg im Frühjahr 2023

So ähnlich geht es vielen an der Schule, wenn sie auf ihr früheres Leben zurückblicken. Laut einer Umfrage des Zusatzkurses Journalismus waren viele Kollegiat:innen mit ihrem vorigen Alltag, in Bezug auf ihr Arbeitsleben und dessen Bezahlung und/oder Perspektiven, unzufrieden und erhoffen sich vom Abitur auf dem zweiten Bildungsweg beispielsweise mehr Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt und mehr Bildungschancen für höhere Qualifikationen, wie z.B. einem Studium.

Sich selbst im Klaren darüber sein, wofür man das Abitur nachholt, und die Erfahrungen aus dem Leben, die man bereits gemacht hat, spendet Kraft, um das Bestmögliche aus sich herauszuholen und die Herausforderungen des zweiten Bildungswegs zu bestehen. So ist das jedenfalls bei Roman. Er hat als Verkäufer gearbeitet, mehrere Ausbildungen angefangen und Fußball gespielt. Ganz angekommen ist er jedoch erst hier am Berlin-Kolleg. Von hier aus hat er hoffentlich bald den optimalen Startpunkt, um sich weiter selbst zu verwirklichen und die besten Möglichkeiten zu erhalten, die Zeit in seinem Leben so qualitativ hochwertig wie möglich nutzen zu können.


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